Wanderwoche 2006-5

Zur „Moarhofalm“

Text und Fotos: Franz Reisner

Wenn Engel reisen wir sich das Wetter weisen, wenigstens an diesem Donnerstag stimmte das alte Sprichwort. Schon der erste Blick aus dem Fenster am Morgen vor dem täglichen „Hundeentleerungsmarsch“ in aller Früh stimmte nicht nur mich fröhlich. Trotzdem zeigte das nasse Gras (starker Morgentau), daß das Wetter am nächsten Tag leider nicht so bleiben wird. Macht nix, heut is‘ heut und morgen is‘ morgen. Nach dem Frühstück um 8 Uhr rasch umziehen und hinaus. Unsere freundliche Juniorchefin Birgit servierte noch vor dem Haus für einige Kaffee. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen. Seit Samstag waren auf den Masten vor dem Haus die österreichische und die deutsche Klubfahne montiert damit auch Vorbeifahrende wissen wer hier logiert, schließlich ist das ja die größte und längste Spanielwanderveranstaltung im deutschsprachigen Raum, das wollen wir doch nicht geheim halten.

Wie ein Sonnenstrahl am Morgen: Juniorchefin Birgit mit Sohn

Pünktlich um 10 Uhr Abfahrt vom Zechmannhof über Pichl-Mandling nach Preunegg. Ein Stück hinauf Richtung Reiteralm und entlang des Berges hinein ins Tal des Preuneggbaches. Schon bei der Anfahrt genossen wir die herrliche Aussicht auf dieser Panoramastraße. An der Mautstelle wurde geparkt und ausnahmsweise schossen heute nicht alle aus den Startlöchern wie sonst, hatte meine Bitte um mehr Ruhe beim Start gewirkt oder war es so etwas wie Achtung vor der schönen Natur. Egal was, es hat mich gefreut. Ab der Mautstelle tut sich das Tal auf und man hat das Gefühl es ist der Eingang in ein Paradies, ein Paradies für unsere Spaniels war es auf jeden Fall. Der Weg führt entlang des Preuneggbaches, das erste Stück meist ganz nah und fast auf einer Ebene. Später, wo das Tal wieder enger wird, ist auch der Bach tiefer eingeschnitten. Links und rechts steigen die Berge steil an, und wenn man sich umdreht sieht man die majestätisch aufragende Dachsteingruppe. Ein Anblick der jedem Naturliebhaber und Bergfreund zum träumen bringt. Doch wieder den Blick nach Süden gerichtet, die Richtung in die wir gehen. Schön langsam kommt das Grün aus den Stauden entlang des Baches, Dotterblumen säumen dessen Ufer, und in der Wiese blühen noch die Schlüsselblumen – Himmelsschlüssel werden sie hier genannt. Wenn man die Blütenstände so sieht kann man diesen Namen nachvollziehen. Man könnte sich hier hinsetzen und stundenlang nur die schöne Natur bewundern. Anscheinend kam nicht nur ich ins Schwärmen, denn das allgemeine Tempo war heute geringer als sonst. Auch die Fotografen schossen jede Menge Fotos. Leider reicht hier der Platz nicht um die ganze Ausbeute zu zeigen, auf der Foto CD die viele Teilnehmer bestellten gibt’s mehr zu sehen, trotzdem sind’s von dieser Wanderung mehr als sonst und ich muß die Seite aufteilen, sonst ist die Ladezeit zu lange.

„Schuasternagerl“, kleine Schuhnägel, so nennt man bei uns den kleinen blauen Enzian der überall entlang des Weges zu sehen war, zusätzlich standen noch jede Menge Veilchen und Buschwindröschen da. Der Frühling drückt auch hier schön langsam den Winter hinaus, wenns auch manchmal nicht so aussieht und der Schnee noch von den Bergen herunter lacht. Wenn einer glaubt unseren Spaniels ist das Schneewasser zu kalt der irrt. Manche Freunde waren gar nicht aus dem Wasser zu kriegen so viel Spaß hatten sie daran. Durch das Laufen wurde sie aber schnell wieder trocken. Nach ein paar Kilometern stieg der Weg leicht an, nicht viel aber man merkte es. Leider fuhren an diesem Tag, in Österreich ist das ein Feiertag (Christi Himmelfahrt) von Zeit zu Zeit Autos oder Traktoren die unsere Idylle etwas beeinträchtigten. Die waren fuhren aber durchwegs langsam an unseren Hunden vorbei und lächelten freundlich heraus. Ausnahme war lediglich ein Porsche fahrender „Weißkopfgeier“ – so nenne ich jene alten, weißhaarigen Deppen die ihre schwindende Potenz mit einem Porsche kompensieren wollen, der Gas gab wie ein Idiot als er an uns vorbeifuhr und sich so den Unmut aller Teilnehmer zuzog. Ich bin mit 66 Jahren auch kein Jüngling mehr, daher nehme ich mir die Freiheit über solche „Altkomiker“ zu lästern. Auf jeden Fall brauche ich kein schnelles Auto um Potenz vorzutäuschen, so unter dem Motto: Wenn die Potenz nachläßt muß wenigstens das Auto potent sein. Wir ließen wir uns aber die Laune nicht verderben marschierten munter weiter und genossen die Natur.

Schon von Weitem sahen wir die „Moarhofalm“, der Name kommt von Maierhof für unsere deutschen Freunde „übersetzt“, sie liegt eingebettet von großen Felsbrocken malerisch am Ufer des Preuneggbaches. Durch seine exponierte Lage war sie schon mehrmals vermurrt und seine Besitzer mußten sie in der Vergangenheit mehrmals wieder ausputteln. Glücklicher Weise stammen die großen Felsbrocken nicht aus jünger Zeit, da wäre zum ausgraben nichts mehr dagewesen.

Teil 2

Wie jeden Tag als „Lumpensammler“ so auch an diesem kam ich mit der Nachhut zum Ziel der Wanderung. Ein Platzerl zum hinsetzen und essen fand ich trotzdem. Beim Stocker Hansi war platz für mich, ich stellte meinen Rucksack ab, begrüßte den Hüttenwirt Manfred der schon am Herd stand und für uns kochte. Dann schoß ich einige Fotos, was da herauskam finden sie anschließend. Eine gute Speckeierspeis (Speck mit Ei) habe ich zwischendurch auch gegessen, als Nachspeise habe ich eine Zirbengeist genossen.

Bei meinem Fotorundgang machte ich manch nettes Bild, einige davon werden sicher in meinem nächsten Buch über die österr.- bayr. Spanielwanderungen aufscheinen, manch nettes Geschichtlein dazu sicher auch, ganz sicher sind alle meine Fotos und die einiger Fotografenkollegen auf der Foto CD. Allerdings gelang auch einem guten Motivfinder ein guter Schnappschuß von mir, auch den will ich niemandem vorenthalten.

Da stand zum Beispiel auch ein dicker Wiener Uhrmacher neben einem schlanken Hüttenwirt Manfred, damit er nicht dünner wird trank er ein großes Bier. Am selben Platz – am Hackstock – stand ein spritziger Wanderführer neben einem noch rasanteren Frankenmädle – der Erfinderin des Frankenschnellweges – daneben ein wohlbehüteter Bajuware der auch etwas Rundungen ansetzte. Zwei Damen warteten auf die Abfahrt des Holzzuges. Eine Bajuwarin übte Striptease hinter der Hütte, ein Cocker bewunderte ihr Gebein. Ein „schwangerer“ Herr lag im Holzwaggon und schlief, irgendwann wird jeder müde und muß schlafen. Gerti Lukezic nützte den Augenblick und drückte ab.

wer is denn der schwangere Herr da?
Laßt’s do den in Ruah, der braucht a sein Schlaf!

Wie ich den Gesichtern und Kommentaren entnehmen konnte hat allen dieser Tag gefallen, er war auch sehr schön. Mit dem Wetter hatten wir Glück, die letzten Meter am Heimweg spritzte Petrus wieder die Straßen damit es nicht so staubt. Heimwärts fuhren wir über die Rohrmoos Panoramastraße von wo aus man herrlich über das Ennstal und hinüber nach Vorberg unserer steirischen Heimat für eine Woche sehen kann. Die „Nachfeier“ endete um 0.30 Uhr, wo dann von diesem Traumtag geträumt wurde.

Am nächsten Tag gab’s Kutschenfahrt.