Die Wanderung zum Perlsee
Daß dieser Freitag so heiß wird dachte niemand der Zweibeiner, den Vierbeinern war’s egal, die fanden in den Wasser- und Schlammgruben am Waldwegesrand öfters Abkühlung. Einige Fotos werden ihnen das zeigen. Menschen hätten mit der „Lehmlackierung“ nicht besonders gut ausgesehen.
Pünktlich um 10 Uhr gingen wir mit unserem oberpfälzischen „Führer“ Wilfried Lahmpatza (glücklicherweise war es kein Führer aus einer oberösterreichisch – bayrischen Grenzstadt der uns schon einmal vom Weg abbrachte). Sicher war sich aber auch der Oberpfälzische nicht immer wo’s hingeht, aber kein Problem wir hatten ja genaue Wanderkarten mit. Einige waren, wie sollte es im grenznahen Gebiet auch anders sein, anscheinend auf der Flucht, so stürmten sie los. Fotos zu machen ist da nicht leicht, zumindest von vorne, man müßte beritten sein um die Leute abzulichten. Na, vielleicht mach ich das in Ramsau, da gibt’s schöne Haflingerpferde. Die können einen „schweren Jungen“ wie mich sicher tragen und ich komme endlich zu Frontalansichten unserer Wanderer. Einige Bilder sind mir aber trotzdem gelungen.






Die „Schnelläufer“ waren schon am gegenüberliegenden Hügel, wie am mittleren Bild in der 2. Reihe zu sehen ist, als die letzten erst am Waldesrand ankamen und ausschnauften. Was trieb die „Schnellläufer“, der Durst, der Hunger oder mußten sie einen Zug erreichen? Warum’s manche so eilig haben wird mir immer ein Rätsel bleiben. Dabei war der Wald und die ganze Gegend wunderbar anzuschauen, gesehen können die „Gausterer“ davon nicht sehr viel haben. Da war mein Platz am Ende der Gruppe als „Besenwagen“ und „Aufklauber“ schon beschaulicher. Gesehen habe ich viel schöne Natur, geschwitzt habe ich sicher nicht weniger, und hetzen liegt mir sowieso nicht. An der grünen Grenze zur Tschechei war ich auch mit meiner Kamera und meiner Schlußgruppe um einen deutschen Präsidenten (DJSpK) am Schlagbaum zu fotografieren. Vor 1989 wäre dieses Foto ohne Verhaftung sicher nicht möglich gewesen.






In der Mittagshitze mußten wir leider über Asphaltstraßen Richtung „Perlsee“ unserem Tagesziel gehen. Glücklicherweise wohnen im Ort Untergrafenried sehr nette und hundefreundliche Leute an der Straße die unsere Spaniels mit großen Mengen kühlen Wassers versorgten. Wir haben sie ins Abendgebet eingeschlossen. Veranstalterin Claudia konnte da sicher nichts dafür, das lag am Wanderführer, erging anscheinend lieber auf geteerten Wegen. Den Hunden und uns wären Waldwege, davon gibts ja hier genug, lieber gewesen. Trotz dieser Marscherschwerung kamen alle im Strandgasthof am „Perlsee“ an, wenn auch verschwitzt und mit großem Durst. Leider servierte die tschechische Kellnerin im Ostblocktempo und verlegte den Plan, mit einem Wort: Der fehlte die Übersicht! Ich wartete volle 40 Minuten auf 2 „Radler“, wohlweislich hatte ich gleich 2 bestellt, sonst hätte ich vermutlich einen 2. nie bekommen. Aber auch dieses Problem lag nicht am Veranstalter, es lag am Wirten. Nach der Mittagspause gönnten wir unseren Hunden ein verdientes Vollbad im See. Die Entfernungsangaben zum See stimmten mich allerdings etwas nachdenklich. Mir wurden 350 Meter gesagt. Was waren das für Meter? Oberpfälzische oder Niederbayrische? Wenn die den Ursprung von der Schrittlänge eines Mannes haben, müssen hier früher Riesen gewohnt haben. Gemessen in europäischen Metern war’s bis zum Wasser sicher ein ganzer Kilometer, wir gingen etwa eine Viertelstunde.


Am Rückmarsch konnte Reiner Fein unseren Wanderführer überzeugen daß Spaniels lieber im Wald laufen und wir gingen vom Badeplatz weg gleich in den Wald. Lieber Reiner dafür herzlichen Dank im Namen aller Spaniels, Gott wird’s dir vergelten. Natürlich waren die „Schnellläufer“ schon wieder über alle Berge als wir, etwas verspätet weil meine Tochter den Kinderwagen mit Kind über den nicht gerade gut zu fahrenden Weg herauf schieben mußte. Sie fuhr dann mit beiden per Taxi heim. Wäre schön gewesen wenn hier unser Führer auf uns gewartet hätte, aber der hatte es sichtlich eilig.


Mit Reiner Fein und mir als Wanderführer, die Sonne als Kompaß, eine genaue Karte und unserem Hirn als GPS Gerät brachten wir beide die restlichen Spanielfreunde sicher nach Hause, auch wenn per Handy von der ersten Gruppe einmal fälschlich durchgegeben wurde wir hätten uns verirrt. Claudia bemerkte später treffend: Wenn der Franz dabei ist finden die sicher ohne Probleme heim! So war es dann auch.
Unser Weg führte über den europäischen Weitwanderweg Ostsee – Adria E 6 mitten durch den Wald. Dieser Weg dürfte früher der Säumerweg zur Adria gewesen sein weil er, mit Granitblöcken gebaut, schnurgerade durch den Wald führt. Leider merkte man auch hier die Waldnutzung der bayrischen Staatsforste durch Verwendung von Großgeräten zur Holzschlägerung. Wo die waren findet man nur mehr Verwüstung. Mir kann keiner glaubhaft erklären, daß diese hinterlassene Sauerei sinnvoll ist, der Wald und die schöne Wanderwege sind auf jeden Fall langfristig verschandelt. Bedanken möchte ich mich hier bei Hubert Thanhäuser der uns durstige Seelen mit Trinkwasser versorgte. Zurückgekommen löschten dann einige Biere – im Gegensatz zu Schleching gab es hier sehr gutes Bier – unser Flüssigkeitshaushalt war also bald wieder in Ordnung.
Nach einem köstlichen Abendessen wurde wieder lange getagt. Bei dieser Tagung mußte man allerdings weniger trinkfest als kälteunempfindlich sein. Abends liefen die Eisbeeren umher, so kalt war’s.