Wanderwochenende 2008

8. Bayrisch-Österreichisches Spaniel – Wanderwochenende
in Lam/Bayern

Bericht und Fotos: Franz Reisner

Warnung an den geschätzten Leser: Dieser Bericht ist nur für humorvolle Menschen geeignet!

Was wir bei Reiner Fein’s Geburtstagsfeier am 7. Oktober 2000 sozusagen „geboren“ hatten, fand heuer schon zum 8. Mal statt. Die LG Bayern war heuer Veranstalter, die Arbeit damit hatten Claudia und Reiner Fein. Da ich einer der drei Veranstalter dieser Spaniel – Wochenenden in Österreich und Bayern bin, weiß ich was da vorher und während der Veranstaltung auf einen Veranstalter zukommt. Viel, ja sogar sehr viel Arbeit in der Vorbereitung, bei der man meist alleine ist. Mehrmalige Anreise (auf eigene Kosten) in den Veranstaltungsort um Quartier und Wanderrouten auszusuchen. Die Wanderstrecken selbst einmal „probewandern“, wenn notwendig die Jägerschaft der Gegend über die „Hundeinvasion“ – 70 Zweibeiner und 75 Vierbeiner – zu unterrichten und ihre möglichen Einwände zu entkräften und sonst noch einiges. Wenn alles funktioniert hört man kaum etwas, wenn’s ausnahmsweise nicht so ist sind die Reklamationen dafür umso lauter. Steckt eine Menge Arbeit dahinter. Dafür herzlichen Dank an Claudia und Reiner.
Wie sehr viele andere Teilnehmer bin auch ich mit Frau und 4 Hunden schon am Mittwoch, bei etwas trüben Wetter, nach Lam angereist. Dank Navigationsgerät wurde es keine „Rätselrallye“ wie nach Treffelstein vor 3 Jahren. In Gesprächen mit einigen Bekannten und Freunden erfuhr ich, dass inzwischen das „elektronische Straßensuchgerät“ bei den Meisten schon angeschafft wurde um die, etwas versteckt, in der Nähe der böhmischen Grenze (der Teil jenseits der Grenze in Tschechien heißt Böhmen) gelegenen Wanderorte der bayrischen Wanderwochenenden zu finden. Wenn die Orte auch schwer zu finden sind, schön ist die Gegend immer wo uns die Fein’s „hinlocken“. Die Hotels sind auch immer vorzüglich und auf gutes Essen und ein gutes „Tröpferl“ dürften beide auch großen Wert legen. Im Hotel „Sonnbichl“ in Lam stimmte wieder einmal Alles.
Da wir im „heiligen Land“ Bayern stationiert waren – schließlich kommt der Papst von dort – besuchten die schon am Donnerstagmorgen Anwesenden die Fronleichnamsfeier in Lam. Die noch nicht da waren haben etwas versäumt. Eine so gut besuchte, von allen Vereinen des Ortes mitgetragene, Fronleichnamsprozession habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Hier wird Glaube noch wirklich praktiziert und keiner verleugnet ihn. Allen voran gingen Ministranten mit Fahnen, dahinter die in Bayern unvermeidliche Musikkapelle, dann folgten, teils sehr gewichtige, „Trachtler“, die Schützen mit großem Medaillenschmuck – im Bild deutlich zu sehen. Ihnen folgten die Feuerwehr und alle Vereine des Ortes. Dann hinter einer Schar Ministranten die „Himmelträger“ und unter diesem „Himmel“ ging der Pfarrer mit dem „Allerheiligsten“, der Monstranz. Es war wirklich sehr feierlich, vieles erinnerte mich an meine Kindheit in einem kleinen Ort in Niederösterreich.

Abends, um etwa 18 Uhr waren fast alle in Lam eingetroffen. Nach der Ankunft sofortiger „Testbesuch“ der Hundewiese ob sie Hauferl und Lackerl tauglich ist. Test gelungen, sie war es! Die Versorgung der Hunde war wichtiger, so dass Einige die Zimmer noch nicht bezogen hatten als sie zum Essen kamen. Nach dem Essen wurden wir von Claudia Fein und dem Chef des Hauses offiziell begrüßt. Bei einigen Gläsern Bier oder Wein und einem, am Nachbartisch waren es mehrere, „Verdauungsschnapserl“ ging der Abend zu Ende.

Weiter zu Teil 2 des Berichtes:
Am Freitag ging es dann „richtig“ los, da wurde gewandert was das Zeug hält!

Wie sich Menschen von Hunden hetzen lassen ist schon sehenswert. Nicht dass die Hunde gefährlich waren, die waren friedlich, sie waren nur freudig erregt weil ihre Menschen einmal für sie Zeit hatten. Hatten sie diese wirklich? Da kommen die Menschen schon abgehetzt vom Frühstück in der Angst der Konvoi fährt ohne sie ab. In weiter Folge größte Hektik bei der Abfahrt als wäre der Teufel hinter ihnen her. Jeder glaubt er versäumt etwas oder er muss zur Bahn, zum Flugzeug oder der Zug fährt ihm davon. Die schriftliche Information wo’s hingeht hatten anscheinend die Wenigsten gelesen, wie könnte es sonst geschehen, dass ein großer Teil der Teilnehmer am Wegweiser zum „Kleinen Arbersee“ vorbeifuhr, so unter dem Motto : Ich weiß zwar nicht wo’s hingeht, dafür bin ich aber schneller dort! Irgendwo stehen zu bleiben und warten war anscheinend nicht drinnen. Hatten da einige Angst der See ist nicht mehr da, oder der Berg ist weg bis wir hinkommen? Beide waren noch da, und die „Bahnfahrer“ waren schneller da als die Benzinfahrer.

Am Parkplatz „Reissbrücke“ angekommen ging die Hektik gleich wieder los. Weil die Hunde vor Freude bellten, weil sie endlich aussteigen durften, schien das den Menschen der Startschuss zum „Berglauf“ zu sein. Fast alle stürmten los als ob es um Leben und Tod ginge und rannten ihren Hunden hinterher. Leute, abschalten, der Schalter dazu ist im Kopf! Da fährt man zum Wandern und kann den Leistungs- und Erfolgszwang nicht abstellen, schauderhaft wie weit sich die Alltagshektik schon zur Zwangsneurose gesteigert hat. Durch diese Hektik versaut ihr euch die wenige Freizeit auch noch! Es ist völlig egal wer als erster am See oder sonst wo ist und außerdem sind die Hunde ja trotzdem schneller als wir. Das dürften da ein paar vergessen haben.

Gott sein Dank gibt’s noch ein paar die nicht an „Hektik erkrankt“ sind, die die Natur noch genießen wollen, zu der Sorte gehör ich auch. Als sich die „Renngeher“ in Richtung „Kleiner Arbersee“ abgesetzt hatten kehrte wieder Ruhe bei Hund und Mensch in der nicht „angesteckten“ letzten Gruppe ein. Ich persönlich lass mich sowieso nicht hetzen, meine alte Fidschi und ich gingen gemütlich bergan, gestört nur von 4 Kleinbahnzügen, einigen Traktoren und von einigen PKW’s die, trotz Fahrverbot, mit Ausnahmegenehmigungen mit ihren Stinkern unterwegs waren. Oben angekommen war der See noch da, von der Gruppe einige „Splitter“ am anderen Seeufer. Ich genoss erst einmal den An.- und Ausblick, machte einige Fotos und ging dann am Seeufer auf die andere Seeseite, wo noch ein paar Leute da waren. Der Rest war schon wieder auf der Flucht Richtung „Mooshütte“. Als ich dort mit einer Gruppe ankam, rannten die ersten schon wieder weg, warum die bei einer Gruppenwanderung mitmachen habe ich mich gefragt, wo sie doch anscheinend lieber alleine gehen oder alleine sind. Vielleicht brauchen aber jemanden der ihnen sagt wo man in Bayern hingehen kann, diesen Eindruck hatte ich, denn am nächsten Morgen sah ich die Zwei nimmer. Wir sagen dazu immer: „Leut‘ gibt’s die gibt’s gar net!“ Ich hoffe das Niemandem übersetzen zu müssen?)))

Nach kurzer Rast gingen wir über eine Wiese in den Wald. Der Weg war auf „bayrische Art“ etwas rustikal asphaltiert! Rillen und Steine, dazwischen – wegen der Glatteisgefahr? – lagen dürre Äste. Hatten die uns gar Prügel vor die Füße geworfen? Nehmen sie das nicht zu ernst, es war ein natürlicher Forstweg nach dem man da geschlägert hatte. Nach einiger Zeit kamen wir auf eine breite Forststraße und begegneten einem Forstfahrzeug. Reiner Fein erkundigte sich beim Fahrer wie weit es noch der Weg ist. Die Antwort des Waldarbeiters lautete 1 Kilometer. Er sagte aber nicht dazu dass er „bayrische Kilometer“ meinte. Sie wissen nicht was ein bayrischer Kilometer ist? Nun, ein bayrischer km sind 1850 bayrische Meter, ein bayrischer Meter sind umgerechnet 1,25 europäische oder DIN Meter!!! Mit einem Wort, ein bayrischer km misst laut DIN Norm 2312,5 Meter. Muss wohl so sein, sonst könnte man nicht bergab für einen km etwa eine halbe Stunde Gehzeit haben. Weil die meisten Bayern sehr guten Humor haben, nahmen es auch wir mit Humor, ich hoffe sie sehen das auch so.
Die meisten nahmen ruhig und entspannt die Rückfahrt nach Lam in Angriff, viele hatten aber auch hier wieder Eile und Wettbewerbsgedanken und starteten einen Wettlauf zur Dusche ins Hotel. Wie oben beschrieben, der Hektikschalter ist im Kopf, man muss ihn nur benützen!
Das Wetter am Abend versprach einen schönen Samstag. Bei einem herrlichen, köstlichen Abendessen, ein paar hopfernen „Entspannungstropfen“ klang der Abend aus. Man mußte ja schließlich für den samstägigen Berglauf zum Großen Arber fit sein.

Weiter zu Teil 3 des Berichtes: Samstag 24. Mai 2008, der Schlusstag!

Der Samstagmorgen versprach Traumwetter. Schon um 6:30 Uhr herrlicher Sonnenschein, die Berggipfel im Umkreis in der Sonne und von leichten Nebelschwaden umrahmt. Schon um etwa 7 Uhr hörte man rundherum Hundegebell, auch unsere Spaniels „läuteten“ den Tag ein. Nach dem sehr reichhaltigen Frühstücksbuffet war um 9:15 Uhr Fototermin für ein Gruppenfoto. 70 Menschen und 75 Hunde auf ein Foto zu bringen gelingt nur mehr als Panoramaaufnahme. Bis die ganze Gruppe steht dauert das natürlich eine Weile und einige Hektiker hatten schon wieder Angst dass der Berg „davonläuft“, denn heute ging es auf den „Großen Arber“.

Gruppenbild vor dem Hotel „Sonnbichl“

Gleich nach dem Foto ging die Hektik los. Jene die am Freitag am Wegweiser zum kleinen Arbersee vorbeifuhren wussen ja schon wo die Reise hingeht, die anderen fuhren halbwegs diszipliniert zum Parkplatz vor der Arber – Gondelbahn. Wie schon am Freitag war bei einigen der Hektikschalter nicht ausgeschaltet. Die Wanderer hasteten zum Ausgangspunkt der Wanderung, einige „Gondelfahrer“ waren anscheinend auch der Meinung eine Gondel der Umlaufbahn zu versäumen. Was manche Leute so an Hektik entwickeln können ist schon sagenhaft, die haben anscheinend nicht begriffen, dass es völlig egal ist ob man um 11 Uhr am Berg ist oder erst um 1/2 12 Uhr. Aber lassen wir die Leute nach ihrer Fasson glücklich werden. Weil mir schon am Vortag mein lädiertes rechtes Knie wehtat, wurde auch ich zum „Gondelfahrer“. Maria Luise Doppelreiter und meine Frau wollten ursprünglich auch wandern, durch den hektischen „Abflug“ der Wanderer fuhren dann auch die beiden mit der Gondel.
Mutter und Tochter Doppelreiter, meine Frau und ich und acht Cocker (fast alle miteinander verwandt) fuhren jedenfalls gemütlich, mit besonderem Ein – und Ausstiegskomfort – die Gondel hielt dabei immer an – auf den Berg. Und welche Überraschung, trotz aller Gemütlichkeit war der Arber immer noch da! Mit den anderen „Gondolieri“ machten wir dann eine Gipfelrundwanderung um den Großen Arber.
Den Großen Arber sollen im Winter Hexen und Geister bewohnen, so sagt das zumindest die Sage. Ein Film der bayrischen Fernsehens zeigt wunderschöne Winteraufnahmen mit den Arberhexen und Arbergeistern. Ich sah mich ständig um ob ich welche zu sehen bekäme, Hexen sah ich viele, die lebten aber noch alle!!)) Wenn man die Steinformationen und die abgewetterten Bäume so sah, sich Raureif und Schneestürme dazudachte, konnte man schon erahnen, dass das im Winter und da besonders bei Nebel am Morgen oder Abend sehr gespenstisch aussehen mag. Ich hoffe dass sich die Arbergeister einmal die Hudler und Hektiker einmal zur Brust nehmen und denen die Hudlerei und Hektik austreiben.

Die Arbergipfelrunde war herrlich. Zwar waren viele Leute unterwegs, die waren aber alle unseren Spaniel wohl gesonnen und unsere Lieblinge werden auf vielen deutschen Fotos zu sehen sein. Als wir uns – siehe Bild – auf einem Geländer niederließen, klickten ständig Kameras und Leute sprachen uns freundlich an. Ein hundefreundliches Volk unsere westlichen Nachbarn, Kompliment! Wie uns überhaupt die Freundlichkeit, auch in den Lokalen, angenehm auffiel. Wenn einige Spanielwanderer auch noch ihre Hektik ablegen kommen wir gerne wieder, denn schön ist es schon dieses Bayern!

Nach einer beschaulichen Gipfelrast, der Abfütterung und vielen Fototerminen unserer Hunde, stiegen wir zum Arberhaus ab um auch uns zu laben. Ein Glas der eigenartigen Flüssigkeit die die Bayern Bier nennen, wie Reiner Fein sagt, sehr guten Weißwürsten und einem, sehr dünnen, deutschen Kaffèè (Betonung auf ff, der Kaffeetrinker weiß was ich meine!!), gingen unsere Spanielfreunde Kellner und Zich mit meiner Frau und Sylvia Handl zu per Pedes ins Tal. Um mein beleidigtes Knie zu schonen gondelte ich mit meiner alten Fidschi und der ebenso alten und fußmaroden Julietta von Sylvia talwärts. Von den eiligen Wanderern war keiner mehr zu erblicken, die sah ich erst wieder am Abend beim Essen.

Der Abschussabend war eine Schlemmerreise durch Bayern. Alles was dem Bayern schmeckt war aufgetischt. Von köstlichen Salaten und Soßen begleitet gab es Fleisch verschiedener essbarer „Viecher“ die gut schmecken. So gab es Truthahn, „veredelte Kartoffeln mit Schwarte“, sie wissen nicht was das ist? Schaun‘ sie wenn man Kartoffel an Schweine verfüttert werden diese Kartoffel zu Schweinefleisch – also veredelt – und bekommen eine Schwarte. Das schmeckt dann besser als die Kartoffel im Urzustand! Es gab auch gegrillte Leber, gegrillte Forelle und weiß sonst noch was. Auf jeden Fall, zugenommen hat an diesem Wochenende keiner was, ganz im Gegentum, nichts abgenommen!!! Abmagerungskur war’s keine! Für die „Süßlinge“ gab es auch noch Eis als Nachtisch, für die „Frießlinge“ gab es, natürlich gegen Bares, sogenannte Fettkiller (wird zumindest behauptet) in Form von „Bärwurz“ und „Blutwurz“ in destillierter Form. Schmeckt gut, ob’s hilft weiß ich nicht, g’schad’t hat’s net!

Nachschlag: Es war ein wunderschönes Spaniel – Wander – Wochenende 2008 in Bayern. Der „Lamerwinkel“ und das Hotel „Sonnbichl“ waren eine Reise wert. Die Wirtsleute ausgesprochen nett und sehr hundefreundlich. Die Zimmer schön, der Koch Spitze, die Bedienung flott und freundlich. Ich hoffe der Wirt und seine Mannschaft war mit uns so zufrieden wie wir mit ihm und nimmt uns in drei Jahren wieder auf. Herzlichen Dank an alle, besonderer Dank an Claudia und Reiner für die Organisation.

Als wir am Sonntagmorgen abfuhren weinte sogar der bayrische Himmel!

Für 2009 in Ramsau am Dachstein habe ich einen Wunsch und eine Bitte: Lasst die schreckliche Krankheit namens Hektik zu Hause! In der Steiermark wird nicht gehudelt und Hektik verbreitet, da bekommen Hektiker die rote Karte! Hier sollen sie sich entspannen, abschalten und genießen, wie soll das gehen wenn man ständig auf der Flucht ist?

Auf Wiedersehen 2009 in Ramsau am Dachstein

Ihr Franz Reisner